Vitamin-B12-Mangel – Therapie und Behandlung

Vitamin-B12-Mangel Behandlung 

Vitamin-B12-Mangel – Therapie und Behandlung

Vitamin-B12-Mangel: Leicht unterschiedliche Therapien je nach Ursache des Mangels. Behandlung von Vitamin B12-Mangel mit den geeigneten Vitamin-B12-Präparaten.

Zusammenfassung

  • Die Therapie ist je nach Ursache des Mangels leicht unterschiedlich.
  • Vitamin-B12-Präparate können einen Mangel sicher beheben.
  • Vitamin B12 sollte auch zur Deckung des Tagesbedarfs überdosiert werden.
  • Bei einer Aufnahmestörung sind sehr hohe Dosen einzunehmen.

Vitamin-B12-Mangel bei verschiedenen Ursachen

Wurde ein Vitamin-B12-Mangel nachgewiesen, ist zunächst festzustellen, was die Ursache des Mangels ist, da diese entscheidend für die Form der Therapie ist. Mögliche Ursachen sind:

  1. Mangelnde Zufuhr/Ernährung
    Es wird nicht genug Vitamin-B12 über die Nahrung zugeführt. Zum Beispiel bei Veganern
  2. Erhöhter Verbrauch
    Es wird vorübergehend mehr Vitamin B12 verbraucht, als durch die Ernährung gedeckt wird. Dies ist zum Beispiel bei Schwangerschaft, längerem Stress oder Giftbelastungen der Fall.
  3. Aufnahmestörung
    Es wird genug Vitamin B12 zugeführt, dieses kann jedoch nicht aufgenommen werden. Dies ist zum Beispiel auch bei leichten Entzündungen des Magens und Darms häufig der Fall.

Die zwei Phasen der B12-Mangel-Therapie

Unabhängig von der Ursache des Mangel, läuft die Therapie eines Vitamin-B12-Mangels in zwei Phasen ab:

  1. Anfangstherapie: Hochdosiertes Anfluten, Auffüllen der Körperspeicher
  2. Erhaltungstherapie: Deckung des Tagesbedarfs, erhalt des B12-Spiegels

Die kurze, hochdosierte Anfangstherapie hat den Zweck über den Tagesbedarf hinaus ausreichend B12 zu liefern, damit die Körperspeicher rasch wieder gefüllt werden können und der Vitamin-B12-Spiegel im Körper auf einen guten Wert angehoben wird.

Danach wird zu einer geringeren Erhaltungsdosis übergegangen, welche nur mehr den Tagesbedarf deckt und so den erreichten B12-Spiegel stabilisert.

Dosierung B12-Mangel Therapie

Hier einige grobe Richtwerte für die Dosierung im Rahmen Vitamin-B12-Mangel-Therapie.

1. Hochdosierte Anfangstherapie

Bei einem nachgewiesenen Mangel ist die Anfangstherapie für alle Ursachen gleich.

Anfangstherapie5000 µg/Tag für 4-6 Wochen1000 – 1500µg/Woche für 6-8 Wochen

2.Erhaltungstherapie

Ernährungsbedigt250 µg/Tag
Erhöhter Verbrauch500 µg/Tag
Aufnahmestörung1000 µg/Tag1000µg/Monat

Diese Erhaltungsdosen liegt zwar deutlich über dem Bedarf von 3 μg, jedoch wird nur ein geringer Teil des oral aufgenommenen B12 vom Körper tatsächlich resorbiert, während der überwiegende Teil mit dem Urin ausgeschieden wird.

Pro oraler Dosis kann der Körper maximal 1,5 μg über den Intrinsic Factor und weitere 1 Prozent der Dosis über passive Diffusion aufnehmen. Aus diesem Grund sind entweder recht hohe Dosen einzunehmen, um die passive Diffusion auszunutzen, oder kleine Dosen mit großem zeitlichen Abstand über den Tag verteilt, um den IF optimal auszunutzen.

Therapie bei mangelnder Aufnahme

Wenn nicht genügend Vitamin B12 mit der Nahrung zugeführt wird, leeren sich nach und nach die Körperspeicher in der Leber und den Zellen. Schon während dieser Zeit kann es zu vielfältigen Symptomen und Mangelerscheinungen kommen. Spätestens wenn die Körperspeicher der Neige zu gehen stellen sich zum Teil schwere Symptome ein.

Besonders bei Vegetariern und Veganern liegt häufig ein ernährungsbedingter Mangel vor. Ist die mangelnde Zufuhr die einzige Ursache des Mangels, kann eine ausreichende Aufnahme von B12 durch entsprechende Vitamin-B12-Präparate dieses Defizit ausgleichen und den Mangel beheben.

Bei Serumswerten von unter 200 ng/l oder starken Symptomen ist eine Anfangtherapie mit Injektionen oder hohen oralen Dosen zu empfehlen. In allen anderen Fällen reicht eine orale Gabe von üblichen Dosen Vitamin B12 meist aus.

Möglicherweise liegt aber gleichzeitig auch eine Aufnahme- oder Verwertungsstörung vor, so dass eine Aufnahme von Vitamin-B12-Präparaten bis zu 250 µg den Mangel nicht beheben kann. Wer hier sichergehen möchte, kann nach mehrwöchiger Einnahme von Vitamin-B12-Präparaten einen entsprechenden Vitamin-B12-Test machen, um festzustellen, ob die erhöhte Zufuhr von Vitamin B12 auch die erwarteten Veränderungen der Werte mit sich bringt.

Die Therapie bei erhöhtem Verbrauch verläuft auf die gleiche Weise.

Vitamin-B12-Therapie bei einer Aufnahmestörung

Bei einer Aufnahmestörung muss die Vitamin-B12-Dosis entsprechend höher gewählt werden. Eine orale Zufuhr von Vitamin B12 in Höhe der Tagesdosis kann zu keinem nachhaltigen Ergebnis führen, dar das Vitamin B12 vom Körper nicht ausreichend gut aufgenommen werden kann. Die Aufnahme über den Intrinsic Factor fällt hier vollständig weg.

Einige Studien kommen daher zu dem Ergebnis, dass Vitamin B12 in der Form von oral verabreichtem Cyanocobalamin bei einer einfachen Dosis mindestens 200-fach über der empfohlenen Tagesdosis dosiert werden muss, um bei Anämie-Patienten einem Mangel sicher vorzubeugen. [1] In diesem Falle wären also 500-1000 μg einzunehmen.

Ist ein akuter B12-Mangel aufgrund von Aufnahmestörungen festgestellt, werden deshalb über längere Zeit sehr hohe Dosen Vitamin-B12 über Injektionen (meist 1000 μg/Woche) oder orale Präparate (meist 1000-5000 μg/Tag) verabreicht. Auf diese Weise wird für die Dauer der Ursachen-Suche eine Versorgung der Zellen mit B12 sichergestellt. Bei solch hohen Dosen werden auch oral ausreichende Mengen Vitamin B12 durch passive Diffusion im Darm aufgenommen.

Bei chronischen, nicht-heilbaren Befunden – etwa einer Entfernung wichtiger Teile des Dünndarms – muss die Therapie mit Injektionen dauerhaft fortgesetzt werden, da sonst der Mangel sofort wieder einsetzt. Bei unklarer Ursache der Aufnahmestörung beginnt gleichzeitig zur Supplementierung die Suche nach den Ursachen. Häufigste Ursachen sind chronische Störungen der Magen- und Darmschleimhäute, Alkoholkonsum / Drogen, Mangelernährung und Stress (körperlicher und psychischer Stress). Etwas seltener sind der Befall mit Helicobacter pylori, Wechselwirkungen mit Medikamenten und Erbkrankheiten.

Das richtige Vitamin B12-Präparat

Für die Vitamin-B12-Therapie werden verschiedene Vitamin-B12-Präparate angeboten, die recht unterschiedliche Formen von Vitamin B12 enthalten. Besonders verbreitet sind Cyanocobalamin, Hydroxocobalamin und Methylcobalamin.

Cyanobalamin ist eine synthetische Form von Vitamin-B1 und wird im Körper zu Methylcobalamin und dem Giftstoff Cyanid zersetzt, auf den einige Menschen mit zum Teil starken allergischen Reaktionen reagieren. Der künstliche Stoff Cyanocobalamin war wegen der einfachen synthetischen Herstellung besonders in den USA lange Zeit das Standard-Mittel bei Vitamin-B12-Mangel, wird heute aber wegen der genannten Nachteile häufig durch eine der anderen Formen ersetzt. Einige Fachleute fordern sogar, den Wirkstoff ganz vom Markt zu nehmen, da alle anderen Formen vorzuziehen seien. [2]

Hydroxocobalamin ist eine natürliche Form von Vitamin B12, wie sie in der Natur häufig vorkommt. Es muss im Körper ebenfalls erst umgewandelt werden, hat aber gegenüber Cyanocobalamin den Vorteil, dass es nicht so schnell ausgeschieden wird und etwas leichter verfügbar ist. Zudem erfüllt es wichtige Aufgaben in der Entgiftung. Hydroxocobalamin ist der internationale Standard der Vitamin-B12-Präparate für Injekctionen und wird auch von der WHO als Mittel der Wahl empfohlen. [3]

Für eine orale Vitamin-B12-Therapie eignen sich aber vor allem auch Methylcobalamin und Adenosylcobalamin, welche direkt vom Körper verwertet werden können. Sowohl Cyanocobalamin als auch Hydroxocobalamin müssen im Körper zu Methylcobalamin und Adenosylcobalamin umgewandelt werden, um wirksam zu werden. Methylcobalamin und Adenosylcobalamin werden daher als bioaktive Coenzym-Formen  von Vitamin B12 bezeichnet. Alle Informationen hierzu auch in unserem Artikel Vitamin-B12-Präparate.

Ein ideales Vitamin-B12-Präparat kombiniert die natürlichen Formen Methylcobalamin, Hydroxocoblamin und Adenosylcobalamin. Alle drei Formen haben im Körper völlig unterschiedliche Funktionen und werden für verschiedene Prozesse dringen benötigt. Diese drei Formen kommen auch in natürlichen Nahrungsmitteln gemeinsam vor.

Vitamin B12 aus Algen

Oft werden Algen wie Spirulina, Chlorella und Nori als alternative und vegane Vitamin-B12-Quellen verkauft. Dies ist jedoch sehr umstritten. Algen enthalten neben Vitamin-B12 auch große Mengen Pseudovitamin-B12, dieses blockiert verschiedenen Studien zufolge die Aufnahme von echtem B12 und führt so in der Summe zu einer negativen B12-Bilanz. [4] Andere Studien kommen hingegen zu dem Ergebnis, dass sich der B12-Serumsspiegel durch Algen durchaus anheben lässt. Inwiefern dadurch eine Versorgung der Zellen mit B12 gewährleistet ist, kann jedoch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Einzig die Alge Chlorelle scheint wirklich verwertbars B12 zu enthalten – der Gehalt ist jedoch für die Anwendung im Rahmen einer B12-Therapie zu gering.

Kofaktoren für die B12-Versorgung

Neben Vitamin-B12 sollte während der Therapie auch auf die Zufuhr der anderen Vitamine des B-Komplexes, insbesondere Folsäure geachtet werden, da diese im Stoffwechsel eng zusammenhängen. Des Weiteren spielen Folsäure, Biotin, Magnesium und Kalzium eine indirekte Rolle, da diese mit der B12-Verwertung in Wechselwirkung stehen. Bei einer B12-Therapie kann es kurzzeitig zu Eisenmangel kommen, da die Blutbildung sich intensiviert. Deshalb wird teilweise dazu geraten, in der Anfangstherapie nach einem sehr starken Mangel mit Blutarmuts-Symptomen auch Eisen zuzuführen.

Quellen

1. Eussen SM, de Groot LM, Clarke R, et al. Oral Cyanocobalamin Supplementation in Older People With Vitamin B12 Deficiency: A Dose-Finding Trial. Arch Intern Med. 2005;165(10):1167-1172. doi:10.1001/archinte.165.10.1167. 2.Freeman AG. Cyanocobalamin—a case for withdrawal: discussion paper. J R Soc Med 1992; 85: 686-771. PubMed 3. WHO Model List of Essential Medicines. 18th list (April 2013) http://www.who.int/medicines/publications/essentialmedicines/en/4. Dagnelie PC, van Staveren WA, van den Berg H. Vitamin B-12 from algae appears not to be bioavailable. Am J Clin Nutr. 1991;53:695-7.