Cobalamin

B12 

Cobalamin

Cobalamin (Vitamin B12): Formen von Cobalamin und ihre biologische Bedeutung. Cobalamin-Vorkommen und -Versorgung, Cobalamin-Mangel und typische Symptome.

Cobalamin (Vitamin B12) – ein ganz besonderes Molekül

Cobalamin ist der chemische Name für das Vitamin B12 – beide Bezeichnungen werden heute umgangssprachlich als Synonyme verwendet. Der Begriff Cobalamin leitet sich vom zentralen Cobalt-Atom her, das alle Formen von Vitamin B12 auszeichnet. Tatsächlich ist es aber korrekter, von den Cobalaminen in der Mehrzahl zu sprechen, da es sich um eine ganze Gruppe verschiedener chemischer Verbindungen handelt.

Die Cobalamine zeichnen sich gleich mehrfach durch einige Besonderheiten aus: Sie gehören einerseits zu den komplexesten biologischen Moleküle überhaupt und sie sind zudem die einzig bekannten cobalthaltigen Naturstoffe.

Ebenfalls bemerkenswert ist, dass die Cobalamine – obwohl sie in allen Lebewesen vorkommen – ausschließlich von Mikroorganismen produziert werden können. Ein Kunststück, das übrigens selbst die moderne Chemie nur mühsam nachahmen kann: Vitamin B12 ist eines der komplexesten und schwierigsten Moleküle, die je in einem chemischem Labor synthetisch nachgebaut wurden.

Da Cobalamin für alle Lebewesen ein lebenswichtiger Stoff ist, bedeutet dies auch, dass alles Leben auf der Erde über Vitamin B12 direkt von den Bakterien und Mikroorganismen abhängig ist.

Die verschienden Cobalamin-Formen

Die chemische Grundstruktur der Cobalamine ist stets gleich: Ein zentrales Cobalt-Atom, welches von einem Ring aus fünf Stickstoff-Atomen umgeben ist. Die Cobalamin-Formen unterscheiden sich allerdings in einem sechsten Molekülrest, der nur lose an das zentrale Cobalt-Atom gebunden ist und nach dem die verschiedenen Vitamin-B12-Formen auch benannt werden.

Für den Menschen sind dabei vor allem vier Formen von Cobalamin von großer Bedeutung, die alle auch als Vitamin B12 bezeichnet werden. Tatsächlich im Stoffwechsel aktiv sind jedoch nur zwei Formen, die auch als Vitamin-B12-Coenzyme bezeichnet werden.

Die aktiven Coenzym-Formen

  • Methylcobalamin
    Wirkt im Zellplasma, ist nötig zur Aktivierung der Folsäure und für die Synthease von Methionin
  • Adenosylcobalamin
    Wirkt in den Mitochondrien, ist wichtig im Citratzyklus und der Energiegewinnung

Die natürliche Form

  • Hydroxocobalamin
    Die Form, welche von Bakterien produziert wird. Sie hat im Körper Entgiftungsfunktionen und kann gut in die aktiven Formen umgewandelt werden.

Die synthetische Form

  • Cyanocobalamin
    Ein synthetischer Kunststoffe aus Labor, der vom Körper in aktive Formen umgewandelt werden kann. Noch immer Wirkstoff in einigen B12-Präparaten.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere im Stoffwechsel auftretende Formen von Vitamin B12, deren genaue Funktion zum Teil nicht bekannt ist.

Mehr Informationen hierzu finden sich im Artikel: Vitamin-B12-Formen

Cobalamin und seine große biologische Bedeutung

Cobalamin/Vitamin B12 ist ein essentielles, lebenswichtiges Vitamin mit einer enormen Bedeutung für die Gesundheit. Vitamin B12 hat dabei eine Wirkung auf fast alle Bereiche unseres Organismus.

Als wichtiges Coenzym wird es beim Stoffwechsel aller reproduzierenden Zellen benötigt und beeinflusst unter Anderem die Zellteilung, die Blutbildung, die Funktion des Nervensystems, die DNA-Synthese, die Herstellung von Neurotransmittern, den Lipidstoffwechsel, die Energiegewinnung, die Entgiftung und den Eiweißstoffwechsel.

Besonders für die Gesundheit von Nerven, den Energiehaushalt und die psychische Gesundheit wird die Bedeutung des Vitamin B12 heute immer deutlicher, weshalb es zunehmend in der Therapie zahlreicher Krankheiten eingesetzt wird.

Ein dauerhafter Cobalamin-Mangel führt zu einem schleichenden Verfall des Organismus und schließlich über schwere Blutarmut zum Tod.

Mehr Informationen hierzu im Artikel: Vitamin-B12-Wirkung

Cobalamin-Bedarf

Der Mensch benötigt für die Erhaltung der Gesundheit etwa 3µg Cobalamin am Tag. Die Zufuhr muss dabei teilweise aber deutlich höher sein, da durch verschiedene Aufnahmestörungen oft nicht alles zugeführte Vitamin B12 vom Körper auch aufgenommen werden kann.

Der Bedarf kann sich durch Stress, in der Schwangerschaft und Stillzeit und durch den Konsum von Drogen oder Medikamenten deutlich erhöhen.

Mehr Informationen im Artikel: Vitamin-B12-Tagesbedarf

Versorgung mit Cobalamin

Weder Menschen, noch Tiere, noch Pflanzen können Vitamin B12 selbst herstellen und sind darum auf eine Cobalamin-Versorgung durch Mikroorganismen angewiesen. Aus dem selben Grund ist Vitamin B12 auch nicht in pflanzlichen Lebensmitteln zu finden, sondern kommt in relevanten Konzentrationen nur in tierischen Lebensmitteln vor.

Cobalamin wird ausschließlich von verschiedenen Mikroorganismen, besonders Bakterien, hergestellt, die im Boden, bei einigen Algen aber auch im Körper von Menschen und Tieren vorkommen.

Bei Wiederkäuern wird durch diese Bakterien Vitamin B12 direkt im Vormagen (Rumen) gebildet und eine Zufuhr von Außen ist nicht nötig. Andere Pflanzenfresser nehmen geringe Mengen B12 über Reste von Erde und Kot an ihren Nahrungsmitteln auf, in denen solche Mikroorganismen leben.

Für den Menschen ist eine (teilweise) körpereigene Vitamin-B12-Produktion durch Darmbakterien zwar theoretisch vielleicht möglich, wird jedoch aus gesundheitlichen Gründen nur sehr selten erreicht, weshalb der Mensch heute vermutlich generell auf eine Zufuhr von Vitamin B12 über die Nahrung angewiesen ist.

Dies ist besonders für vegan und vegetarisch lebende Menschen schwierig, da Vitamin B12 in pflanzlichen Lebensmitteln nur als minimale Verunreinigung vorkommt. Alle veganen Verbände weltweit raten darum dazu, bei veganer Ernährung angereicherte Produkte oder Vitamin-B12-Präparate einzunehmen.

Aber auch omnivore Menschen erleiden sehr häufig einen Vitamin-B12-Mangel, was mit dem komplexen Aufnahmemechanismus des Vitamin B12 zusammenhängt.

Mehr auch in den Artikeln:

Vitamin B12 für Vegetarier und Veganer
Vitamin-B12-Lebensmittel

Aufnahme von Cobalamin

Das mit der Nahrung zugeführte Vitamin B12 wird über ein Transportprotein namens Intrinsic Factor aufgenommen, das die Aufnahme des Cobalamins über spezielle Rezeptoren in der Dünndarmschleimhaut ermöglicht. Der Intrinsic Factor wird von den Belegzellen in der Magenschleimhaut gebildet.

Über den Intrinsic Factor können pro Mahlzeit/Dosis maximal 1,5 μg Vitamin B12 aufgenommen werden. Weitere ein Prozent einer Dosis werden im Dünndarm über passive Diffusion aufgenommen, so dass sich die Gesamtaufnahme aus diesen zwei unterschiedlichen Mechanismen zusammensetzt.

Die geringe Aufnahmefähigkeit des Körpers für Vitamin B12 erklärt, warum oft recht große Mengen B12 aufgenommen werden müssen, um den eigentlich recht kleinen Bedarf zu decken. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Intrinsic Factor durch Krankheiten ausgeschaltet ist.

Die Leber ist in der Lage, relativ große Mengen des Vitamin B12 (etwa 2-5 mg) zu speichern. In ihr werden etwa 50-90% des Cobalamins im Körper gespeichert. Theoretisch reicht diese Lagerkapazität für Monate und Jahre aus.

Cobalamin-Mangel – Vitamin-B12-Mangel

Trotz der Möglichkeit zur Speicherung ist ein Vitamin-B12-Mangel erstaunlich häufig. Der häufigste Grund hierfür sind Vitamin-B12-Aufnahmestörungen. Ein Vitamin B12-Mangel entsteht hier relativ schnell durch eine Störung der Magen- und/oder Darmschleimhaut, aber auch durch andere Ursachen wie die Einnahme bestimmter Medikamente, welche die Cobalamin-Aufnahme behindern.

Teilweise wird aber auch zu wenig Vitamin B12 zugeführt. Einerseits deshalb, weil der Körper in bestimmten Umständen einen deutlich erhöhten Bedarf an Vitamin B-12 aufweist, zum anderen, weil Vitamin B12 fast ausschließlich in tierischen Nahrungsmitteln zu finden ist.

Dies ist gerade auch bei Vegetariern und Veganern zu beobachten, da es kaum Möglichkeiten gibt, das B12 ausreichend aus pflanzlichen Quellen zu decken.

Mehr unter: Vitamin-B12-Mangel

Cobalamin-Mangel-Symptome

Ein Vitamin B-12-Mangel kann zahlreiche, sehr unterschiedliche ernsthafte Symptome und Folgeerkrankungen auslösen, die leider noch immer häufig nicht korrekt mit einem Vitaminmangel in Verbindung gebracht werden.

Besonders häufig treten die folgenden Symptome auf:

  • Gestörter Energiestoffwechsel (chronische Erschöpfung und Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelschwäche)
  • Nervenschäden (Schmerzen, Taubheit, Kribbeln, Lähmungen, Koordinationsstörugen, Gedächtnisstörungen)
  • Blutarmut (Leistungsschwäche, Immunschwäche)
  • Störungen des Hormon- und Neurotransmitterstoffwechsels (geistig-psychische Störungen, Depressionen, Psychosen)
  • Verdauungsstörungen (Verstopfung, Durchfall)
  • Entzündungen (Mund, Magen und Darm)

Eine ausführliche Beschreibung der Symptome findet sich auch im Artikel: Vitamin-B12-Mangel-Symptome

Ursachen eines Cobalamin-Mangels

Als Hauptursachen eines Vitamin B12-Mangels sind folgende Faktoren zu nennen:

  1. Aufnahmestörungen
    Störung, Reizung, Entzündungen oder Erkrankungen der Magenschleimhaut (Mangel an Intrinsic Factor) und/oder Dünndarmschleimhaut (Resorption), wie z.B. Gastritis, Morbus Crohn, chronische Enteritis, chronische Durchfälle, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. können die Verwertbarkeit und Resorptionsfähigkeit (Aufnahme) des Cobalamins signifikant reduzieren Menschen mit gestörter bzw. entzündeter Magen- und/oder Dünndarmschleimhaut können entsprechend einen gravierenden Vitamin B12-Mangel erleiden, obwohl sie es ausreichend über die Nahrung zuführen.
  2. Reduzierte Aufnahme im Alter
    Häufig entwickeln Menschen im Alter eine schwächere Magenwand, was zu einer reduzierten B12-Aufnahme führen kann. Vitamin-B12-Mangel ist ein möglicher Grund für die Müdigkeit, Gedächtnisstörungen und depressive Verstimmungen älterer Menschen.
  3. Erhöhter Vitamin-B12-Bedarf
    Dazu zählt insbesondere chronischer und nitrosativer Stress, verursacht durch Überlastung, Schwermetalle, Toxine, Medikamente, Traumata (z.B. HWS), aber auch Stress. Ein stark erhöhter Bedarf besteht auch in Schwangerschaft und Stillzeit.
  4. Mangel-Ernährung
    Zu geringe Zufuhr von B12 über die Ernährung – besonders zutreffend für Vegetarier und Veganer.
  5. Alkohol, Drogen, Medikamente:
    Der Abbau von Alkohol/Drogen benötigt viel Vitamin B12 und belastet zudem die Magenschleimhaut und die Leber, was zu einer schlechteren Bildung des Intrinsic Factor und zu einer schlechteren Resorption im Darm führen kann. Verschiedene Medikamente reduzieren die Aufnahme von Vitamin B12 stark, dazu gehören: Östrogenhaltige Verhütungsmittel und Hormonpräparate (Protonenpumpenhemmer), Diabetes Medikamente (Metformin), Blutdrucksenker (ACE), Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen (Betablocker, Nitratsprays, Nitroglycerin), cholesterinsenkende Medikamente (Statine), Potenzmittel.
  6. Wurmbefall / Parasiten.
    Insbesondere Bandwürmer rauben sehr hohe Vitamin-B12-Mengen. Solange die Würmer nicht beseitigt werden, ist eine ausreichende Versorgung kaum zu gewährleisten.
  7. Schwere Erkrankungen
    Bei (Teil-)Entfernung des Magens oder Dünndarms durch eine Operation ist eine B12-Aufnahme teilweise nicht möglich. Leberkrankheiten können Speicher- und Transportprobleme verursachen.

Weiterführendes ist dem Artikel Vitamin-B12-Mangel-Ursachen zu entnehmen.

Cobalamin als Therapeutikum

Cobalamin wird aufgrund seiner zentralen biologischen Bedeutung mit zahlreichen Krankheitsbildern in Verbindung gebracht. Vielfach ist der Einsatz von Cobalamin in diesen Zusammenhängen noch unzureichend erforscht, auch wenn zahlreiche positive Einzelfallberichte vorliegen.

Positive Erfahrung gibt es besonders in folgenden Bereichen:

  • Chronische Erschöpfung und Müdigkeit
  • Chronische Schmerzen
  • Neurologische Störungen
  • Demenz
  • Psychische Störungen
  • Hautkrankheiten

Mehr hierzu in den Artikeln:

Vitamin B12 bei Krankheiten
Vitamin B12 und Nitrosativer Stress

Cobalamin in Präparaten

In Präparaten werden derzeit alle oben genannten Cobalamin-Formen eingesetzt. Dabei zeigt sich eine bessere Verwertbarkeit und Wirksamkeit der drei natürlichen Formen gegenüber dem künstlichen Cyanocobalamin, das eine geringere Aufnahme- und Speicherfähigkeit aufweist.

Cyanocobalamin wird als Wirkstoff darum berechtigterweise zunehmend durch die aktiven Coenzym-Formen verdrängt. Besonders Methylcobalamin hat sich hier durchgesetzt, wobei teilweise Kritik an einer einseitigen Versorgung mit Methylcobalamin geübt wird und zu einer Versorgung mit allen natürlichen Formen geraten wird. Mittlerweile sind darum auch einige B12-Mischungen erhältlich.

Während für schwere Mängel und Krankheiten häufig Injektionen verwendet werden, sind orale Präparate wie Kapseln und Tabletten heute der Standard der Cobalamin-Therapie. Kapseln sind hier Tabletten meist vorzuziehen, das sie weniger Zusatzstoffe enthalten.

Die Dosierung hat je nach Anwendungsfall eine starke Bandbreite und reicht von 3µg als Nahrungs-Ergänzung, über 200µg zur Deckung des Gesamt-Tagesbedarfs bis zu 1000µg und mehr im therapeutischen Kontext und zum Auffüllen der Körperspeicher.

Mehr unter:
Vitamin-B12-Präparate
Vitamin B12 Dosierung

Cobalamin – zentral für die Gesundheit

Trotz des gestiegenen Interesses an Vitamin B12 durch die zunehmende Popularität der veganen Ernährung, dürfte Cobalamin noch immer ein weit unterschätztes Vitamin sein, dessen Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Besonders in der klinischen Praxis zeigt sich, dass viele Ärzte kaum Kenntnis von den verschiedenen Symptomen eines Cobalamin-Mangels haben und diese nicht korrekt erkennen, wodurch es zu Fehlbehandlungen kommen kann.

Chronische Schmerzen, Lähmungen und psychische Störungen lassen sich vielfach mit Cobalamin behandeln – stattdessen wird aber zu teuren und invasiven Medikamenten gegriffen, die zum Teil schwere Nebenwirkungen haben.

Wir hoffen mit dieser Seite einen Beitrag dazu zu leisten, das Potenzial des Cobalamin stärker ins Bewusstsein von Patienten und Therapeuten zu rücken.