Vitamin B12 Creme

B12 Salbe 

Vitamin B12 Creme

Vitamin B12 Creme gegen Neurodermitis und Schuppenflechte: Hilft sie wirklich? Was ist aus der Vitamin B12 Salbe geworden? Wo kann man sie kaufen?

Vitamin-B12-Creme: Der Rigiverderm®-Vorfall

Im Jahre 2009 sorgte die ARD-Sendung „Heilung unerwünscht – Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern“ für einigen Medienrummel um Vitamin-B12-Creme. Die Dokumentation behauptete große Heilungserfolge durch die Vitamin-B12-Creme „Rigividerm®“ (später umbenannt in „Mavena® B12 Salbe“) bei Neurodermitis und Schuppenflechte, die jedoch von Pharmakonzernen an der Einführung gehindert werde. Diese Vitamin-B12-Creme habe laut klinischer Studien ebenso gute oder sogar bessere Wirkungen erzielt als andere Mittel, sei wissenschaftlich erprobt und eine besonders gesunde Alternative zu Kortison. Die Dokumentation erweckte den Eindruck eines Wundermittels, der zu einem großen Ansturm von Patienten auf die Herstellerfirma und Apotheken führte.

Zudem verursachte die Sendung einen kleinen Skandal, da sie von Kritikern als Schleichwerbung betrachtet wurde – der verantwortliche Redakteur verlor in der Konsequenz seine Stelle, die Herstellerfirma Regeneratio Pharma musste das Präparat von Rigividerm® in Mavena B12 Salbe® umbenennen. Heute wird die B12-Salbe auch vom Hersteller direkt unter dem Namen „Regeneratio B12® Salbe vertrieben, während sie vom Vertrieb Mavena aus unbekannten Gründen „nicht lieferbar“ ist. Außerdem gibt es zahlreiche Nachahmer-Präparate mit der gleichen oder einer sehr ähnlichen Rezeptur aus Cyanocobalamin und Avocadoöl.

Die noch immer ungeklärte Frage lautet: Hilft die Vitamin-B12-Creme wirklich? Denn die Wirksamkeit der Vitamin-B12-Creme ist nach wie vor umstritten. Dieser Artikel soll einen Überblick über den Wirkmechanismus, den wissenschaftlichen Stand und die Erfahrungen mit der Wirkung der Vitamin-B12-Salbe geben.

Wie soll die Vitamin-B12-Creme wirken?

Vitamin B12 ist ein Stickstoffmonoxid-(NO)-Fänger – es neutralisiert also Stickstoffmonoxid-Radikale und reduziert damit den sogenannten nitrosativen Stress, der für eine Reihe von Symptomen verantwortlich gemacht wird – so auch bei einigen Hautkrankheiten. Insbesondere bei Neurodermitis und Schuppenflechte werden solche Stickoxide als Ursache für die unliebsamen Entzündungen und Hautveränderungen betrachtet.

Während die Eigenschaft von Vitamin B12 als NO-Fänger bei der innerlichen Anwendung sehr gut bekannt ist, bestehen Zweifel, inwiefern es diese Wirkung auch bei der äußerlichen Anwendung hat. (1)

Wie gut ist die Wirkung der Vitamin-B12-Creme belegt?

Die Vitamin-B12-Creme wurde in klinischen Studien getestet, die zum Teil an Universitäten und von bekannten Dermatologen durchgeführt und in renommierten Zeitschriften veröffentlicht wurden. (2,3) Die Studien genügten wissenschaftlichen Ansprüchen, nicht jedoch den hohen Anforderungen an Studien für eine Medikamenten-Zulassung.

So wurden die Studien nur an sehr kleinen Personengruppen (zwischen 13 und 49) durchgeführt und bis auf eine Studie nur „halbblind“ gestaltet – dass heißt, die Teilnehmer wussten nicht, ob sie die B12-Creme oder ein Placebo bekamen, die Prüfer jedoch schon. Dies hat eher den Charakter einer Vorstudie, ist jedoch für eine therapeutische Salbe durchaus üblich und auch andere Präparate am Markt sind oft nicht besser getestet. Eine umfangreichere Studie ist von kleinen Herstellern auch kaum zu leisten, da die Kosten hierfür sehr hoch sind.

Ein großer Kritikpunkt an den durchgeführten Studien lautete, dass sie sämtlich im Auftrag des Herstellers durchgeführt wurden. Das Fehlen von unabhängigen Studien ist für Medikamente zwar durchaus nicht unüblich, trotzdem wurde den beteiligten Dermatologen vorgeworfen, sie wären voreingenommen und von der Herstellerfirma „gekauft“.

Alle Studien ergaben jedoch übereinstimmend eine therapeutische Wirksamkeit, die signifikant besser ausfiel als die eines Placebos oder im Vergleich mit gängigen Mitteln gleichauf war. Die kleine Patientenzahl der Studien lässt jedoch kaum endgültige Schlüsse zu.

Die wichtigste Studie zur Vitamin-B12-Creme

Die wichtigste und hochwertigste Studie zum Thema wurde von Professor Dr. Markus Stücker an der Universität Bochum durchgeführt. Sie umfasste 49 Probanden mit Neurodermitis und war als einzige Studie komplett randomisiert, placebokontrolliert, und multizentrisch angelegt. Sie wurde im Fachmagazin „British Journal of Dermatology“ veröffentlicht. (4)

Die Patienten erhielten je zwei Cremes, die sie auf jeweils verschiedenen Stellen auftrugen. Bei der einen handelte es sich um die Vitamin-B12-Creme, bei der anderen um eine identische Creme, bei der lediglich das Vitamin B12 fehlte. Der Neurodermitis-Score (SASSAD-Score) verbesserte sich durch die B12-Creme um rund 55 Punkte, während unter der Placebocreme nur eine Verbesserung um 29 Punkte verzeichnet wurde, was ein wissenschaftlich signifikanter Unterschied ist – und für eine Wirksamkeit der Creme spricht. Das Studienergebnis legt nahe, dass diese Wirkung auf Vitamin B12 zurückzuführen ist, da die Versuchs-Cremes ansonsten identisch waren.

Die Größe der Studie ist jedoch auch hier viel zu klein, um eine Wirksamkeit statistisch sicher zu belegen.

Wie empfinden Patienten die Vitamin-B12-Creme?

Die Reaktion der Patienten auf die B12-Creme war sehr gemischt. Während einige Anwender in einschlägigen Foren jubelten, die Salbe habe endlich ihre Beschwerden lindern können, ärgerten sich andere, sie sei völlig wirkungslos. (5) Sogar von Verschlimmerungen wurde berichtet, was vermutlich durch Reaktionen auf die Inhaltstoffe Avocadoöl und Zitronensäure zu erklären ist.

Ein Wundermittel ist die Salbe also wohl sicher nicht, und über das Ausmaß ihrer Wirksamkeit lässt sich derzeit nichts Abschließendes sagen. Während einige auf die therapeutische Kraft der Salbe schwören und sie als Alternative zu Kortison loben, halten andere sie für eine ganz normale Pflege-Creme ohne besondere Wirkung.

Die Vitamin-B12-Salbe und ihre Inhaltsstoffe

Die meisten erhältlichen Vitamin B12 Cremes sind auf der Basis von Avocadoöl, dieses hat selbst lindernde Wirkung kann aber auch sogenannte Kreuzallergien auslösen: Wer empfindlich gegenüber Walnüssen, Kiwis, Bananen oder Latex reagiert, kann durch die Salbe Hautrötungen und Juckreiz bekommen. Es ist daher unklar, inwiefern dieser Umstand die Wirksamkeit der Salbe beeinflusst und für die gemischten Reaktionen verantwortlich ist.

Die Original-Rezeptur für 100g lautet:

  • 0,07 g Vitamin B12 (Cyanocobalamin)
  • 46 g Avocadoöl
  • 45,42 g Wasser
  • 8 g Methylglucosesesquistearat
  • 0,26 g Kaliumsorbat
  • 0,25 g Citronensäure.

Vitamin B12 und seine Wirkung auf die Haut

Einige Forscher halten die Anwendung von Vitamin B12 bei Hautkrankheiten für durchaus vielversprechend, beziehen sich dabei aber meist eher auf die innerliche Anwendung. (6) Die Wirksamkeit von Vitamin B12 in der äußerlichen Anwendung, werden weitere Studien erst zeigen müssen. Ob die Vitamin-B12-Creme im Einzelfall hilft, kann derzeit daher wohl nur der Selbstversuch klären.

Quellen:

  1. 1 Dr. Claudia Schöllmann, Dr. Joachim Kresken. Vitamin B12-Salbe gegen Neurodermitis und Psoriasis. DermoTopics, Ausgabe 1, 2010, ID-Institute for Dermopharmacy GmbH, Köln
  2. http://www.dermotopics.de/german/ausgabe1_10_d/vitaminb12salbe1_10_d.html
  3. 2 Stücker M., Memmel U., Hoffmann M., Hartung J., Altmeyer P. Vitamin B12 Cream Containing Advocado Oil in the Therapy of Plaque Psoriasis“. in Dermatology 2001;203:141-147
  4. 3 Ronald Januchowski, D.O., „Evaluation of Topical Vitamin B12 for the Treatment of Childhood Atopic Dermatitis“, Regional Family Medicine Residency Program, Spartanburg (South Carolina, USA)
  5. 4 Stücker M et al: Topical vitamin B12 – a new therapeutic approach in atopic dermatitis-evaluation of efficacy and tolerability in a randomized placebo-controlled multicentre clinical trial. Br J Dermatol 2004; 150 977-983
  6. 5 http://www.psoriasis-netz.de/community/forum/85-mavena-b12-salbe-ehem-regividerm/
  7. 6 Peter Marko, Franz Marty. Vitamin B 12 und Hautleiden. PrimaryCare 2006, 6: Nr. 19-20, Schweizerischer Ärzteverlag AG, Muttenz http://www.primary-care.ch/docs/primarycare/archiv/defr/2006/2006-23/2006-23-251.PDF